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Die nachfolgend aufgeführten Studien beschäftigen sich mit dem ÖPNV im Süden von Bremen

Standardisierte Bewertung der Straßenbahnplanung in Huchting geht von falschen Voraussetzungen aus

Gutachten belegt mangelnden Nutzen der Verlängerung der Linie 1

Jürgen Deiters, Professor für Wirtschaftsgeographie i.R. der Universität Osnabrück, kommt in seinem Gutachten für die Huchtinger-Initiative zu dem Ergebnis, dass der zu erwartende Fahrgastzuwachs zwischen Huchting und der Bremer Innenstadt 40% beträgt. Erforderlich wäre aber eine Zuwachsrate von 82%, um ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von 1,0 zu erreichen. Das ist bekanntlich die Mindestvoraussetzung für die Förderung des Vorhabens durch den Bund.

Das neue Gutachten beruht auf einem vereinfachten, mit der Standardisierten Bewertung kompatiblen Verfahren, das Bestandteil der ab März 2017 verbindlichen Verfahrensanleitung zur Standardisierten Bewertung (Version 2016) ist.

Die wesentlichen Ergebnisse des Gutachtens sind auch als Kurzfassung verfügbar.

Am 12. März 2018 hat Prof. Deiters das Ergebnis seines Gutachtens auf Basis der verbindlichen Verfahrensanleitung aus dem Jahr 2016 auf Einladung des Stadtteilbeirats Huchting in der Aula der Roland zu Bremen Oberschule vorgetragen.

Mobilitätskonzept

Aufgrund des Urteils des OVG Lüneburg vom September 2016 hat der Rat der Gemeinde Stuhr am 14.12.2016 die Verwaltung mit der Erstellung eines nachhaltigen und ganzheitlich wirtschaftlich umsetzbaren Mobilitätskonzepts beauftragt.

Das Gutachten des Büros PGV (Dargel Hildebrandt GbR) vom August 2017 zur Umsetzbarkeit von Bausteinen mit dem Ziel der Stärkung des ÖPNV in der Gemeinde Stuhr greift von den Bürgerinnen und Bürgern seit Jahrzehnten geforderte Verbesserungen auf, die durch die Fokussierung auf die Linie 8 nicht umgesetzt wurden. Mit den empfohlenen Maßnahmen sollen nun einige dieser Forderungen, wie z.B. die Erhöhung der Taktung der Buslinie 55 umgesetzt werden.

Ziel der Gutachter war u.a. die Vermeidung sogenannter Bedienschleifen. Daher die Vorschläge zur Straffung der Linien 113 und 120. Bei der Linie 120 es ging es den Gutachtern um die schnelle Erreichbarkeit des SPNV am Bahnhof Kirchweyhe.

Andererseits liefert das Gutachten auch Ergebnisse, die die bisherigen Planungen der Linien 8 in Frage stellen:

  • Die Bahnstrecke der DHE wurde in 2013 durch das Land Niedersachsen im Zuge des Projektes „Reaktivierung von Bahnstrecken“ betrachtet. Der für Stuhr in Betracht kommende Streckenabschnitt wurde von der LNVG nicht favorisiert, da die Verkehrsströme von der Linienführung abweichen.
    • Dies trifft besonders auch auf die für die Linie 8 vorgesehene BTE-Trasse zu und ist weiterhin ein wichtiger Kritikpunkt an dieser Linie.
  • Für Kfz-Pendler aus dem südlichen Gemeindegebiet (Fahrenhorst, Seckenhausen) mit dem Ziel Bremen-Stadtmitte könnte der Bahnhof Kirchweyhe mit einem halbstündigen SPNV-Angebot eine Alternative zum stark befahrenen Korridor Bremer Straße/ Kattenturmer Heerstraße darstellen.
    • entsprechendes trifft auch für Leeste und Brinkum zu, die in deutlich geringer Entfernung zum Bahnhof Kirchweyhe liegen.
  • Eine Durchbindung der Verstärker (der Linie 55) bis Brinkum ZOB wird nicht für erforderlich angesehen, da anhand der vorliegenden Nachfragedaten die Zubringerfunktion zur Verknüpfungshaltestelle Roland Center deutlich stärker ausgeprägt ist.
    • Die Fahrgastzahlen der Linie 55 sind also so niedrig, dass es sich selbst in der Hauptverkehrszeit nicht lohnt, Verstärker der 55 bis Brinkum fahren zu lassen.

Mit der Schaffung des Busbahnhofs Brinkum wird die für die Linie 8 immer wieder beschworene Umsteigefreiheit konterkariert.

  • Deutlicher – wenngleich ungewollt – kann man die fehlende Sinnhaftigkeit der Linie 8 für den Ortskern von Brinkum kaum zum Ausdruck bringen.
  • Ein Shuttle-Bus soll helfen, die zu weit entfernten Haltestellen zu erreichen! Wer das Umsteigen nicht scheut, fährt schon jetzt mit dem Regionalbus Richtung Bremen und steigt in Huckelriede oder an der Haltestelle Gastfeldstraße in die Straßenbahn um.

Nach der Verkehrsprognose zur „Entlastungsstraße Ortskern Stuhr“ (PGT 2010) belegt mit dem Gutachten zum Mobilitätskonzept erneut eine im Auftrag der Gemeinde Stuhr erstellte Untersuchung eindeutig den geringen verkehrlichen Nutzen der geplanten Verlängerung der Linie 8.

Bestellte Gutachten von Intraplan Consult

Bei der Betrachtung von Standardisierten Bewertungen stellt sich heraus, dass es für derartige Untersuchungen praktisch nur einen Gutachter gibt. Sowohl die Verfahrensanleitung der Standardisierten Bewertung sowie auch fast alle Nutzen-Kosten Berechnungen werden von Intraplan Consult München erstellt.

Mittlerweile wurde Bemerkenswertes über die Methoden dieses Unternehmens bekannt.

Eine Untersuchung der TU Chemnitz (Fakultät Betriebswirtschaft, Prof. Dr. Friedrich Thießen) im Jahre 2014 über „Fehlprognosen im Luftverkehr am Beispiel der Intraplan Consult“ (ISSN 1618 – 1360, im Internet veröffentlicht), stellt fest, dass die Prognosen von Intraplan die tatsächliche Verkehrsentwicklung weit überschätzten. Bemerkenswert ist hier die Aussage, dass ein Großteil der Prognosen von Intraplan im Zusammenhang mit Genehmigungsverfahren steht, welche das Ziel verfolgen, ein bestimmtes Projekt eines Auftraggebers bei Aufsichtsbehörden durchzubringen. Möglicherweise dienen solche Gutachten mehr der Planrechtfertigung als der Darlegung der tatsächlichen Erwartungen.

Die Hypothese, dass in Prognosen bewusst eingegriffen wird, um Ergebnisse im Sinne der Auftraggeber solcher Prognosen zu erhalten, kann nicht abgelehnt werden.

Dies scheint auch im Bereich der Verlängerungen von Straßenbahnlinien zuzutreffen, wie das Beispiel Lilienthal eindrucksvoll belegt.

Angemerkt sie hier noch, dass die von Intraplan verwendeten Prognosemodelle als Betriebsgeheimnis verschlossen bleiben („black box“), so dass deren Ergebnisse nicht nachvollziehbar sind.

Auf Anfrage von Aktiv teilte Prof. Dr. Thießen mit, dass das Gutachten dem BMVI (Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur) und der Intraplan von verschiedenen Seiten zugespielt wurde. Es hat jedoch nie eine offizielle Reaktion von diesen gegeben.

Bremer Straßenbahn im Umland

Verkehrsnachfrage zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Vortrag von Prof. Dr. Jürgen Deiters

Nach Aufhebung des Planfeststellungsbeschlusses zur Verlängerung der Straßenbahnlinie 8 von Bremen-Huchting nach Weyhe-Leeste durch das Oberverwaltungsgericht (OVG) Lüneburg am 26. August 2016 wurde dem Vortrag die These vorangestellt, dass das Vorhaben letztlich nicht am Planungsrecht, sondern an der mangelnden Wirtschaftlichkeit der geplanten Verkehrsbedienung scheitern werde. Diese These soll im Folgenden untermauert werden

  • durch erste Erfahrungen mit der Verlängerung der Linie 4 nach Lilienthal, durch die das niedersächsische Umland erstmals an das Netz der Bremer Straßenbahn angebunden wurde,
  • durch Bestimmung der künftigen Verkehrsnachfrage der Linie 8 in Stuhr und Weyhe auf der Basis neuerer Fahrgastzählungen und Analysen zur Stadt-Umland-Verflechtung sowie
  • durch Untersuchungen zur Wirtschaftlichkeit der Straßenbahn im Vergleich zur Busbedienung in Abhängigkeit von der jeweiligen Verkehrsnachfrage.

Die Verlängerung von Straßenbahnlinien ins Umland ist ein Anliegen der Bremer Straßenbahn AG (BSAG), das auf ihren früheren Vorstandsvorsitzenden Georg Drechsler zurückgeht. Ähnlich dem „Karlsruher Modell“, das er in seinem früheren Tätigkeitsbereich mitgestaltet hatte, sollte auch in Bremen durch Verknüpfung bestehender Schienenstrecken im Umland mit dem Netz der städtischen Straßenbahn ein Stadt-Umland-Verbund entstehen, der vor allem die täglichen Pendler zum Umstieg vom Pkw auf die Straßenbahn bringt. Die Planung zur Verlängerung der Bremer Straßenbahnlinie 8 ins südliche Umland entspringt dieser Idee.

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Der komplette Vortrag vom 01.09.2016 steht hier zum Download zur Verfügung.

AKTUALISIERUNG DER VERKEHRSPROGNOSE ZUM B-PLAN NR. 23/196 – N. –
„ENTLASTUNGSSTRASSE ORTSKERN STUHR – NEUAUFSTELLUNG“ PROGNOSE 2025

Das vom der Gemeinde Stuhr beim Planungsbüro PGT Gutachten beauftragte zur inzwischen gescheiterten Planung für die sogenannte „Nordumgehung“ (02.08.2010) stellt fest, dass eine Straßenbahninbetriebnahme auf die geplante Ortsumgehung nur minimale Auswirkungen hätte.

Die wesentlichen Fahrbeziehungen der geplanten Linie 8 sind auf das Stadtgebiet von Bremen orientiert. Gleichgerichteter Kfz-Verkehr nutzt schon heute nicht die Ortsdurchfahrt von Stuhr in Ost-West-Richtung, sondern in Nord-Süd-Richtung. Andere gleichgerichtete Verkehre werden über die Kattenturmer Heerstraße oder die Kladdinger Straße abgewickelt.

Aufgrund der sehr dispersen Einwohnerverteilung in Brinkum und Weyhe ist nur ein geringer Teil der mit dem Kfz in diese Fahrtrichtungen verkehrenden Fahrten direkt auf die Straßenbahn verlagerbar. Zusammenfassend lässt sich daher feststellen, dass die Straßenbahninbetriebnahme auf die geplante Ortsumgehung nur minimale Auswirkungen hat.

Nach Erhalt der Standardisierten Bewertungen für die Linien 5 und 8 wurde Prof. Dr. Jürgen Deiters, ÖPNV-Experte aus Osnabrück, mit einem Gutachten beauftragt, um die angewandte Bewertungsmethodik, die Datenbasis und die Ergebnisse der standardisierten Bewertung der Planungsfälle Linie 8 (Mitfall 4a) und Linie 5 (Mitfall 5) kritisch unter die Lupe zu nehmen. Nach den Ergebnissen früherer Untersuchungen zum Netzausbau der Bremer Straßenbahn im südlichen Umland erschien das eklatante Scheitern der geplanten Verlängerung der Linie 5 – als Alternative zur Verlängerung der Linie 8 – völlig unplausibel. Die bisherigen Überlegungen von Aktiv zur Verbesserung der öffentlichen Verkehrsbedienung von Stuhr und Weyhe sollten ebenfalls in die Beurteilung einbezogen werden. Das Gutachten wurde nach Erörterung mit dem Vorstand von Aktiv im Dezember 2008 abgeschlossen:

Verbesserung der ÖPNV-Bedienung im südlichen Umland der Stadt Bremen durch Ausbau der Straßenbahn? Standardisierte Bewertung »Integrierter Schienenausbauplan Region Bremen« Linien 8 und 5 auf dem Prüfstand. Osnabrück, Dezember 2008

Die wesentlichen Ergebnisse des Gutachtens wurden in einer Pressemitteilung von Aktiv vom 15.01.2009 zusammengefasst: Der Verfasser des Gutachtens stellte dieses im Rahmen einer gut besuchten Aktiv-Informationsveranstaltung am 2. Februar 2009 vor:

Ausbau der Bremer Straßenbahn im südlichen Umland? Standardisierte Bewertung der Verlängerung der Linie 8 – eine fragwürdige Entscheidungshilfe. Präsentation zum Vortrag von Prof. Dr. Jürgen Deiters (Osnabrück) am 2. Febr. 2009 in Stuhr-Moordeich

Die Rahmenbedingungen für die geplante Straßenbahnanbindung von Stuhr und Weyhe haben sich seitdem entscheidend verändert.

Erstens musste die Gemeinde Stuhr einräumen, dass auch die geplante Verlängerung der Linie 8 vom rasanten Anstieg der Investitionskosten (um 22% seit 2005) betroffen ist.

Zweitens ist eine Neufassung der Standardisierten Bewertung in Arbeit, die dennoch das bisherige Ergebnis übertreffen wird.

Drittens haben sich die Gemeinden Stuhr und Weyhe schon jetzt auf die Beschaffung zweier Straßenbahnzüge festgelegt, ohne die Konsequenzen aus der abschließenden Folgekostenrechnung abzuwarten.

Prof. Dr. Jürgen Deiters (Osnabrück) hatte daher vorgeschlagen, aufbauend auf den Ergebnissen seines Gutachtens, eine betriebswirtschaftliche Bewertung der geplanten Straßenbahnverlängerung vorzunehmen. Nicht der Status quo, sondern eine Busbedienung im 20-Minuten-Takt (wie für die Straßenbahn geplant), sollte der Vergleichsmaßstab sein. Bezüglich des künftigen Fahrgastaufkommens sollte sich die Expertise auf eigene Erreichbarkeitsanalysen und die bisherigen Erfahrungen beim Straßenbahnausbau anderer Städte stützen:

Straßenbahn oder Bus? Betriebswirtschaftliche Bewertung der Verlängerung der Linie 8 von Bremen nach Stuhr und Weyhe unter besonderer Berücksichtigung des künftigen Fahrgastaufkommens. Expertise von Prof. Dr. Jürgen Deiters. Osnabrück, April 2009.

Die Expertise kommt zu dem Schluss, dass bei realistischer Vorausschätzung der künftigen Fahrgastnachfrage die Straßenbahn nicht wirtschaftlich zu betreiben ist. Bei einem Kostendeckungsgrad unter 50% wäre der Zuschussbedarf (zu Lasten der Umlandgemeinden Weyhe und Stuhr) unvertretbar hoch. Die Bremer Straßenbahn AG muss sich von der Illusion lösen, durch Verknüpfung des Straßenbahnnetzes mit Schienenstrecken im Umland ähnlich spektakuläre Erfolge wie beim „Karlsruher Modell“ zu erzielen. Die Voraussetzungen dazu sind im Bremer Umland nicht gegeben. Im Übrigen belegt die Expertise, dass gut ausgelastete Linienbusse mehr zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen als eine schwach ausgelastete Straßenbahnlinie.

Im Mai 2009 erschien die „Aktualisierung der Standardisierten Bewertung der Linie 8“, die im Auftrag der Gemeinden Stuhr und Weyhe von der Intraplan Consult GmbH (München) erstellt wurde. Sie beruht auf den veränderten Verfahrensweisen, Kosten- und Wertansätzen der Version 2006 der Standardisierten Bewertung und berücksichtigt die Entwicklung der Investitionskosten nur bis 2006, dem für die Aktualisierung „maßgeblichen Preisstand“. Die Kostensteigerung um 15% (jährlicher Kapitaldienst) wird mehrfach übertroffen von der Zunahme des Reisezeitnutzens um das Vier- bis Fünffache. Offen ist mittlerweile, ob die Voraussetzung noch gegeben ist, dass die Verlängerung der Linie 1 nach Mittelshuchting vor dem Ausbau der BTE-Trasse für die Linie 8, spätestens jedoch gleichzeitig erfolgt. Auf diese und weitere Probleme der Aktualisierung der Standardisierten Bewertung geht die folgende, in unserem Auftrag verfasste Stellungnahme ein:

Stellungnahme zum Abschlussbericht 2009 der Intraplan Consult GmbH Aktualisierung der Standardisierten Bewertung der Linie 8
Prof. Dr. Jürgen Deiters. Osnabrück, Oktober 2009

Der Gutachter kommt zu dem Schluss, dass es sich im vorliegenden Fall darum handelt, den Anforderungen an eine Aktualisierung der Standardisierten Bewertung in formaler Hinsicht zu genügen, dass aber viele inhaltliche Fragen offen bleiben, die im hohen Maße Einfluss auf das Bewertungsergebnis haben.

Die im Auftrag der Bremer Straßenbahn AG sowie der Gemeinden Stuhr und Weyhe von der Intraplan Consult GmbH (München) durchgeführte

Standardisierte Bewertung Integrierter Schienenausbauplan Region Bremen (ÖPNV und SPNV). Abschlussbericht, Teil 1: Verlängerung der Straßenbahnlinien 1, 2, 5, 8 und 10. München, Mai 2006

wurde auf Drängen des Vereins Aktiv von der Gemeinde Stuhr auszugsweise für die Linien 5 und 8 veröffentlicht.